Die Vermisstenbildlisten bestehen aus 199 Bänden
135 Hauptbände (Registrierung 1950–1957)
39 Bände 1. Nachtrag (Nachregistrierung 1958–1959)
13 Bände 2. Nachtrag (Nachregistrierung 1960–1966)
5 Bände Leitverzeichnisse
5 Bände Einheitenrahmen
2 Bände Divisionsschicksale
Zusätzlich gab es 26 Bände Zivilverschollenenlisten.
Die Bücher enthalten die Daten von rund 1,4 Millionen Personen und 900.000 Fotos auf 70.000 Seiten.
Insgesamt wurden 118.400 Bände gedruckt.
Vorläufer für die Bücher waren die Suchzeitung, herausgegeben vom Suchdienst für vermisste Deutsche in der sowjetischen
Besatzungszone Deutschlands und die Suchdienst-Zeitung, herausgegeben vom Suchdienst des DRK.
Entstehung
Die Ursprünge der organisierten Suche nach den Vermissten liegen in den Wirren der letzten Kriegswochen. Die Keimzelle des Suchdienstes entstand als routinierte Improvisation zweier Offiziere: Helmut Schelsky - der spätere Soziologieprofessor - und der Mathematiker Kurt Wagner wollten dem Flüchtlingselend, das sich ihnen im April 1945 in der Marinestadt Flensburg darbot, nicht tatenlos zusehen; sie verschafften sich Zugang zu den Listen der über See evakuierten Flüchtlinge und gründeten eine "Zentral-Suchkartei".
Die Idee sprach sich herum - schließlich war bei Kriegsende jeder vierte Deutsche ein Suchender oder Gesuchter. Der große Andrang machte schließlich im September den Umzug nach Hamburg als Suchdienst für die britische Zone erforderlich. Parallel entstand in München - von der Besatzungsmacht misstrauisch beäugt und zeitweise verboten - eine Suchdienst-Zentrale für die amerikanische Zone. Erst im Dezember 1946 erlaubt die französische Besatzungszone die Einrichtung eines Suchdienstes im badischen Rastatt. Im Saarland, auf das Frankreich territoriale Begehrlichkeiten geworfen hat, wirkt die Besatzungsmacht auf eine separate Sucheinrichtung ein. Seit August 1946 besteht in Ostberlin eine Anlaufstelle für die sowjetische Besatzungszone.
In einer gemeinsamen Kanzelverkündigung rief die katholische und evangelische Kirche nach Kriegsende ihre Seelsorger dazu auf, die Namen der durch ihre Pfarreien hindurchziehenden Flüchtlinge, Vertriebenen und Versprengten zu erfassen und Meldungen über vermisste Angehörige aufzunehmen. Aus der spontanen Initiative entstand der "Kirchliche Suchdienst", der sich der vermissten Zivilpersonen aus den Vertreibungsgebieten im Osten und Südosten Europas annahm. Die Suchanträge wurden nicht nur nach Familiennamen, sondern auch nach Heimatorten erfasst. Aus der spontanen Improvisation entstand eine Datensammlung, die bis heute zwanzig Millionen Menschen namentlich erfasst hat. Aus den dezentral angelegten Karteien wurde, schrittweise zentralisiert und seit Ende 2000 in die beiden Heimatortskarteien Passau (zuständig für Schlesien und Sudetenland) und Stuttgart (Nord-, Südosteuropa, GUS-Staaten, Wartheland-Polen und die frühere DDR) aufgeteilt, das bis heute in Zusammenarbeit mit staatlichen Meldebehörden laufend aktualisierte "Einwohnermeldeamt der Vertreibungsgebiete".
Bis dahin war es freilich von den Anfängen im Chaos von Zusammenbruch und Neubeginn ein weiter Weg. Schritt für Schritt koordinierten DRK-Suchdienst und kirchliche Initiativen ihre Herkulesarbeit, gründeten Arbeitsgemeinschaften und organisierten die schwierige Zusammenarbeit über Zonengrenzen hinweg. Karteien wurden im Rucksacktransport auf überfüllten Zügen zusammengeführt und thematische Zuständigkeiten festgelegt. Längst reichte es nicht aus, jene zu erfassen, die selbst in die Büros kamen. Durch kontinuierliche Befragung von Heimkehrern, entlassenen Gefangenen, durchgeschleusten Vertriebenen wurden systematisch Daten gewonnen. Eine Schlüsselrolle kam dabei dem Büro in Friedland zu, das sofort nach Einrichtung des Lagers im September 1945 durch die britische Besatzungsmacht in dem Lager eröffnet wurde. Ostberliner Suchdienst-Mitarbeiter befragten täglich an den Frankfurter Oderbrücken die von den polnischen Behörden aus der Heimat gejagten Menschen. Mit der Verschärfung des Ost-West-Gegensatzes endete vorerst die zonenübergreifende Zusammenarbeit; die "Suchdienst-Arbeitsgemeinschaft" wurde im Mai 1948 aufgelöst.
Im Westen Deutschlands wurde die Sucharbeit nach der Gründung der Bundesrepublik gründlich reorganisiert. Die Zonenzentralen wurden umbenannt in "Suchdienst München" (zuständig für Ostvermisste und Kriegsgefangene), "Suchdienst Hamburg" (Aufgabenbereich: Zivilverschleppte und vermisste Kinder) und "Suchdienst Rastatt" - letzterer nahm sich der im Westen Vermissten an, bis auch diese Zuständigkeit später von München übernommen wurde.
Die Mitwirkung breiterer Kreise der Bevölkerung war jetzt gefragt. In Stuttgart konstituierte sich Anfang 1950 der "Verein zur Förderung des Suchdienstes", der die bis 1979 erscheinende "Suchdienst-Zeitung" herausgab. Am 14. Februar 1950 ruft Bundespräsident Heuss persönlich alle Bundesbürger auf, Vermisste und Kriegsgefangene auf einer standardisierten Registrierkarte zu melden. Die traurige Bilanz: Trotz eindrucksvoller Sucherfolge - seit 1945 konnten die Suchstellen in 8,8 Millionen Fällen helfen - fehlt fünf Jahre nach Kriegsende von 2,5 Millionen Menschen noch immer jede Spur.
Mit immer moderneren und ausgefeielteren Methoden bemühten sich die Suchdienste, das millionenfach potenzierte Leid zu bewältigen. Aus den eingehenden Registrierkarten wurden Vermisstenlisten erstellt, die in 38 Bänden auf 3.841 Seiten gedruckt wurden. Eine Million ehemaliger Soldaten wurden mit Hilfe dieser Listen zwischen 1951 und 1958 befragt; etwa 100.000 Schicksale konnten die Mitarbeiter des Suchdienstes auf diesem Wege klären. Zu wenig. Aus den gesammelten Erfahrungen reifte das größte Projekt des Suchdienstes überhaupt: Nach Adenauers Rückkehr aus Moskau bewilligte der Bundestag einen zweistelligen Millionenbetrag für die Erfassung der Gesuchten in Bildlisten. Im Dezember 1957 ging das Mammutwerk in Druck: 200 Bildbände mit Personalangaben zu 1,4 Millionen Kriegsverschollenen und 900.000 Fotos, die das Gedächtnis der Befragten unterstützen sollten. 118.400 Bände wurden gedruckt und allen DRK-Kreisverbänden zur Verfügung gestellt. Man wartete aber nicht nur, bis die Heimkehrer zur Identifizierung ihrer Kameraden in die Suchdienst-Büros kamen; Busse fuhren über Land, um weitere Veteranen zu befragen. Der Aufwand lohnte sich: Bis 1965 hatten die Suchdienstler 2,6 Millionen ehemalige Wehrmachtsoldaten befragt und 300.000 Aussagen gesammelt.
Besonderes Kopfzerbrechen bereiteten Hunderttausende von Kindern, die in den Kriegs- und Nachkriegswirren verschollen waren oder ihre Eltern verloren hatten. Allein 33.000 Findelkinder mussten identifiziert werden. Schon 1946 startete deshalb die "Aktion Pinguin": Fotos von elternlosen Kindern und Familienbilder verlorener Sprösslinge wurden mit allen relevanten Angaben auf großflächige Suchplakate gedruckt, die in Behörden, Heimen und öffentlichen Orten ausgehängt wurden. Die letzten derartigen Plakate wurden 1982 gedruckt. Zu diesem Zeitpunkt waren nur 400 der 33.000 Findelkinder noch immer nicht identifiziert. Auch der Rundfunk wurde genutzt: Seit Dezember 1945 verlasen mehrere Sender täglich zu bestimmter Stunde Listen mit Suchmeldungen. Als letzter Sender stellte der Norddeutsche Rundfunk erst Ende 1997 diesen zuletzt vierzehntägigen Dienst ein.
Nach Wiedergründung des Deutschen Roten Kreuzes in der jungen Bundesrepublik bemühten sich die Suchdienste früh, Kontakte zu korrespondierenden Organisationen in Osteuropa aufzunehmen. Schon in den fünfziger Jahren konnte Kontakt mit dem Roten Kreuz in Polen und der Sowjetunion aufgenommen werden. Zwischen 1957 und 1991 beantwortete das Sowjetische Rote Kreuz 450.000 Suchanfragen. Wenig kooperativ zeigte sich bislang Polen bei der Aufklärung der Schicksale von 70.000 Kriegsgefangenen und etwa 100.000 Zivilinternierten, von denen schätzungsweise wenigstens ein Fünftel in den nach dem Krieg eingerichteten Konzentrationslagern ums Leben kam. Auch Tschechien und die Slowakei haben erst in den letzten Jahren zur Aufklärung ungelöster Kriegsschicksale beigetragen.
Der Regimewechsel in der Sowjetunion brachte dagegen neuen Schwung in die Arbeit des Suchdienstes. Seit Mai 1991 öffneten sich zahlreiche russische Archive den deutschen Experten. Zahlreiche Schicksale konnten mit den neu gewonnenen Daten geklärt werden. Vom russischen Geheimdienst FSB erhielt das Deutsche Rote Kreuz bis Ende 2001 140.000 Namen und Karteikarten; 66 der 89 Regionalarchive des Innenministeriums hatten im selben Zeitraum 65.000 Namen von verurteilten und in Lagern verstorbenen Deutschen zur Verfügung gestellt. Ergiebig zeigt sich auch das Militärarchiv; die Tagesmeldungen der NKWD-Begleitregimenter mit Berichten über erschossene beziehungsweise wieder aufgegriffene Gefangene werden derzeit mit großem Aufwand ausgewertet. Kasachstan, das zur Sowjetzeit mehrere große Lagerkomplexe beherbergte, stellte dem Roten Kreuz ebenfalls wertvolle Unterlagen zur Verfügung. Ein gemeinsames Forschungsprojekt deutscher und kasachischer Wissenschaftler bearbeitet zur Zeit die kompletten Lagerakten von Karaganda.
Erst nach dem Ende der DDR konnten mit Hilfe russischer Stellen zahlreiche Schicksale der in den Lagern des Geheimdienstes NKWD auf dem Boden der sowjetischen Besatzungszone Umgekommenen aufgeklärt werden. 1990 teilte der sowjetische Innenminister dem Suchdienst mit, dass zwischen 1945 und 1950 122.000 deutsche Zivilpersonen in diesen Lagern interniert wurden; 43.000 seien ums Leben gekommen, 45.000 entlassen worden, 14.200 nach Auflösung der Lager an die DDR übergeben und die übrigen in die Sowjetunion verbracht worden. Seit Mitte der fünfziger Jahre hatte der Suchdienst Informationen von in den Westen geflüchteten Augenzeugen gesammelt; seit 1992 bot der Zugang zu den NKWD-Akten verlässliche Aufschlüsse.
Im Gegenzug bemühte sich auch die deutsche Seite um Aufklärung von Schicksalen verschollener Sowjetbürger. Bereits in den achtziger Jahren übermittelten der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und die Deutsche Dienststelle Berlin (die ehemalige Wehrmachtauskunftsstelle) 360.000 Namen von in Deutschland bestatteten Sowjetbürgern an das Rote Kreuz in Kiew und Moskau.
Noch heute sind 1,4 Millionen Deutsche verschollen